Wir lieben Ideen!

Bei einer Teamentwicklung eines achtköpfigen Führungskräfteteam ging es unter anderem darum, drei Handlungsfelder mit konkreten Ideen, Maßnahmen und Zielen zu füllen. Dahinter stand eine anzustrebende Unternehmensidentität von denen alle begeistert und entzündet waren. Die Handlungsfelder sollten nun auf die anzustrebende Identität einzahlen, alle waren höchst motiviert und benannten konkrete Umsetzungsmaßnahmen.

 

 

Aber was ist mit der Umsetzung?

Sechs Monate später - ein erneuter Workshop mit einer verhaltenen fast bedrückten Stimmung. Das Fortschrittsampelsystem zeigte, dass von den sieben ganz konkreten Maßnahmen zwei mittlerweile auf gelb realisiert wurden, also angegangen wurden, die anderen fünf Maßnahmen waren nicht angegangen, vielmehr waren untergegangen, so wie es argumentiert wurde. Das Ergebnis: Keine weiteren Maßnahmen, was das eigentliche Ziel des zweiten Workshops war. Dafür weitere sechs Monate für die noch offenen To-dos. Also sechs Monate Verzögerung! Man kann sich dann fragen: Wie sehr gelingt es im Unternehmen sich wirklich wirksam innerhalb eines Jahres in Richtung neue Vision oder Identität zu entwickeln?

 

Alte Konditionierungen schlagen zu

Aber was war geschehen? Alle waren eigentlich erst einmal hoch motiviert, die erarbeiteten Maßnahmen umzusetzen. Es gab sogar bei vielen ein Leuchten in den Gesichtern, da sie sich die Zukunft bildlich vorstellen konnten. Doch am Mittwoch ein Tag nach dem Workshop, begann der übliche Arbeitsalltag. Die anstehenden Terminverpflichtungen, die aufgelaufenen E-Mailanfragen und die offenen Projektzulieferungen rückten in den Vordergrund. Da sich ab Mittwoch auch noch eine Kollegin krankmeldete und die IT aktuell im neuen Betriebssystem einige Umstellungsschwierigkeiten zu bewältigen hatte, zersetze der operative Wahnsinn mehr und mehr den positiven Spirit, der eigentlich noch am Dienstagabend zu spüren war.

 

Innehalten und konsequente Reflexion

Wir sind darauf konditioniert, vermeintlich Dringliches zuerst zu erledigen. Das ist ein gesunder Mechanismus in Notsituationen, soweit wir diesen permanent haben. Hier machen wir mal ein Fragezeichen ”?”. Und keine Zeit für Neues zu haben, ist ein vertrauter Widerstand, den wir auch so sehr kennen. Die eigentliche Herausforderung bei Neuem steckt oft in der nachhaltigen Umsetzung und konsequenter Reflexion. Gerade in der operativen Hektik zeigen sich Schwachstellen und Schwierigkeiten, aber eben auch die besten Lernchancen und Optimierungspotenziale auch wenn sie so unheimlich schwerfallen.

 

FAZIT: Strukturiert Experimentieren

Der Grad der eigenen Agilität, der Agilität des Teams und der Organisation zeigt sich in der Fähigkeit, klar zu priorisieren und strukturiert zu experimentieren. Als erstes brauchen wir einen aufrechterhaltenen Willen, die Dinge wirklich angehen zu wollen, dies hat sehr viel mit unserer Haltung zu tun. Zweitens müssen wir uns die Fähigkeit aneignen, klar zu priorisieren und strukturiert zu experimentieren. Der Begriff “Experimentieren” ist dabei der Schlüssel und viel besser als Maßnahme oder Projekt, die schon am Anfang eine erfolgreiche Umsetzung suggerieren. Experimentieren beinhaltet die Erlaubnis, Fehler zu machen, Dinge infrage zu stellen oder das Experiment auch wieder anders auszurichten. Wir wissen heute vielfach nicht ob der Weg, für den wir uns entscheiden haben, wirklich der einzig wahre Weg ist. Daher müssen wir unser Experiment als dritten Schritt kontinuierlich reflektieren und möglichst schnell und unkompliziert neu ausrichten. Wir müssen gemeinsam nach einem bestmöglichen Weg des Gelingens suchen.

 

TIPP: Auf die richtige Mischung kommt es an

Auf der einen Seite benötigen wir eine Priorisierung und Umsetzungsplanung, welche meist noch gelingt. Diese müssen wir aber mit einem Framework bzw. Ordnungsrahmen versehen. Wir müssen die anstehenden Dinge in einen kontinuierlichen Ablauf integrieren. Auf der anderen Seite und dies ist mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar die Grundlage, benötigen wir einen Umsetzungswillen, müssen wir Reflexionen einbauen und gezielt weiter experimentieren. Es muss zur Kultur werden so vorzugehen, erst dann sind wir agil.